Hufpflege durch den Besitzer

Haltung & Untergrund

 

Die Hornkapsel besteht im Wesentlichen aus folgenden Hornsegmenten (vereinfacht): 

  • Wandhorn

Es besteht aus Hornröhrchen, welche von den Papillen der Kronlederhaut produziert werden. Sie sind, wie der Name schon sagt, röhrenförmig aufgebaut und somit innen hohl. Sie können dadurch ausgezeichnet Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Auch sind sie dadurch hervorragend geeignet, das Gewicht des Pferdes zu tragen.

  • Sohlenhorn

Das Sohlenhorn besteht ebenfalls aus Hornröhrchen, wird von der Sohlenlederhaut produziert und muss Vorverformungen des Hufes (unebener Untergrund) aufnehmen und ist somit etwas elastischer als das Wandhorn.

  • Strahl- und Ballenhorn 

Diese bilden das eigentliche "Gelenk", ähnlich wie bei einer Ziehharmonika, mit dem sich der Huf an unebene Untergründe anpassen kann. Es besteht aus dem weichsten Horn und ist infolgedessen am ehesten gegen Umwelteinflüsse empfindlich. Dies ist auch der Grund, warum sich schlechte Hufzustände sehr oft zuerst am Strahl zeigen. 

 

Eine Mischhaltung mit großem Anteil von festem, relativ hartem Boden, der in der Lage ist bei Schönwetter schnell aufzutrocknen, und anderen Böden, welche aber möglichst sauber und frei von Exkrementen sein sollten, ist aus mehreren Gründen sinnvoll:

 

1. Bakterieller Druck

Die unter Hufbearbeitung beschriebenen Fäulnisprozesse gehen mit Fusobakterien einher.

 

Dabei handelt es sich um anaerobe Bakterien, d.h., diese sterben innerhalb von Minuten ab, wenn sie mit Sauerstoff in Berührung kommen. Sauerstoffabschluss und natürlich Feuchtigkeit ist also überlebenswichtig aus Sicht des Bakteriums! 

 

Der natürliche Überlebensinstinkt lässt diese Bakterien also weg von der Oberfläche hin zu tiefer liegenden Hornschichten wandern, hier finden sie ideale Bedingungen,  um ihr Weiterleben zu gewährleisten:

  • Feuchtigkeit, die in den Huf eindringt
  • Sauerstoff- und Lichtabschluss
  • Nahrung in Form von Hufhorn 

Der röhrenförmige Aufbau des Hufhornes und die damit einhergehende Fähigkeit, Feuchtigkeit schnell abgeben zu können, ist ganz entscheidend dafür, dass Fäulnisbakterien, welche sich in den Röhrchen und Rissen des Hornes befinden, abgetötet werden.

 

Gründliches Säubern und anschließendes Trocknen des Hufes lässt das Horn etwas schrumpfen und somit die kleinen Risse, in denen die Bakterien sitzen, etwas aufweiten, wodurch diese wiederum besser austrocknen können und der bakterielle Druck abnimmt. 

 

(Trockener Beton oder Asphalt eignen sich hier extrem gut, da diese viel Wasser aufnehmen können, Sandboden, wenn trocken und frei von Exkrementen, ebenfalls, Gummimatten jedoch "verschließen" den Huf von unten und nehmen keinerlei Feuchtigkeit auf, sind also nicht geeignet!) 

 

Auch das regelmäßiges Bepinseln und Einreiben mit sogenannten "Pflegemitteln" wie Ölen, Fett, Wachs, Teer etc. sollte man überdenken.

Diese verstopfen die Poren und machen das natürliche Hufklima und die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und abzugeben, zunichte.

 

Auch wird dadurch die Fähigkeit zur körpereigenen Entgiftung über die Hufe herabgesetzt. 

 

2. Mechanische Widerstandsfähigkeit

Ein einigermaßen gesunder Huf kann sich problemlos in 30-60 min. an wechselnde Gegebenheiten anpassen!

 

Ein weicher, feuchter Huf kann auch auf weichem Boden genügend Abrieb generieren, ohne immer länger und länger zu werden (ausreichend Bewegung natürlich vorausgesetzt), und umgekehrt kann ein ausgetrockneter, harter Huf problemlos auch auf harten, "scharfen" Böden (wie z. B. Kies, Sand aber auch Beton und Asphalt) laufen.

Wichtige Voraussetzung ist jedoch, dem Huf die nötige Zeit zu geben, um sich an die jeweiligen Untergründe anzupassen!

 

Ein weiterer Effekt ist, dass je sauberer (= trockener) ein Huf ist, dieser wesentlich stabiler wird und somit das Pferd besser trägt. 

Eine trockene und somit stabilere Sohle kann es dem Pferd beispielsweise ermöglichen, beim Ausreiten erheblich unempfindlicher gegen spitze Steine zu sein.

 

3. Verbessertes Wachstum

Bei geringem Hufwachstum kann das Trocknen der Hufe zu dem entscheidenden Bisschen weniger Abrieb führen, der das Pferd nach einer Weile deutlich weniger "fühlig" sein lässt. Außerdem können sich durch das "Mehr" an Horn bessere Möglichkeiten in der Bearbeitung auftun.

  

4. Hufgeschwür

Ebenfalls wird durch das Trocknen die Gefahr eines Hufgeschwüres wesentlich reduziert.

 

Bei einem Hufgeschwür kapseln sich Fäulnisbakterien im Huf in einer geschlossenen Blase ab, durch die Vermehrung der Bakterien steigt der Druck in der Blase.

Je nachdem, wie weit entfernt dies von lebenden Hufanteilen geschieht, kann es für das eine Pferd beinahe schmerzfrei sein, bei einem anderen aber kann es zur beinahe vollkommenen Lahmheit führen!

 

 

Ich rate Ihnen daher

  • die Hufe in regelmäßigen Abständen gut zu reinigen und anschließend gut zu trocknen,
  • generell jedes Mal nach dem Holen des Pferdes von der Koppel od. aus der Box, als Erstes die Hufe auszukratzen und ev. mit einer Bürste und einem trockenen Tuch zu reinigen, das Pferd auf eine trockene Fläche zu stellen bzw. den Schmutz vom Boden zu entfernen. Erst dann sollten Sie die üblichen vorbereitenden Dinge im Stall erledigen.
  • nicht grundlos und ständig sogenannte "Pflegeprodukte" aufzubringen
  • und nicht zuletzt die Hufe regelmäßig von einem erfahrenen Hufbearbeiter so bearbeiten zu lassen, dass gute Voraussetzungen geschaffen werden, um Pferd und Reiter verlässlich tragen zu können!